„Eine Kurstadt ohne Apotheke ist undenkbar“

Rüdiger Halbauer, Inhaber der Markt-Apotheke in Bad Muskau hat die Internetplattform „Gesundes Bad Muskau“ initiiert. Doch warum engagiert sich der 61-Jährige Apotheker, der im Sommer aus gesundheitlichen Gründen den Beruf aufgeben will, kurz vor seinem Ruhestand noch einmal für diese Form der modernen Kommunikationstechnik, zu der auch eine Smartphone-App gehört? Wir haben mit ihm gesprochen.

Herr Halbauer, Sie haben die Plattform www.gesundes-bad-muskau.de ins Leben gerufen. Das ist angesichts der Tatsache, dass Sie sich in absehbarer Zeit aus dem Berufsleben zurückziehen wollen, einigermaßen überraschend. Welche Ziele verbinden Sie mit dem Projekt?

  • Rüdiger Halbauer: Zum einen soll die Website allen Bürgern und Kurgästen eine Orientierung in unserem immer unübersichtlicheren Gesundheitswesen bieten. Dafür übernimmt meine Markt-Apotheke die Rolle des „Kommunikationscenters Gesundheit“. Es soll also ein Angebot der Gesundheitsdienstleister in und um Bad Muskau für die Bürger sein. Darüber hinaus möchten wir den ausländischen Versandhandel mit neuen Kommunikationsformen wie dieser Plattform in die Schranken weisen. Das ist wichtig, um die Versorgung vor Ort zu sichern. Denn die Versorgung durch Arztpraxen, Apotheke und andere Heilberufen im direkten Umfeld der Menschen ist ein wichtiges Stück Lebensqualität. Wer beispielsweise rasende Kopfschmerzen hat, möchte schnelle Linderung und nicht ein oder zwei Tage auf den Paketdienst warten.
     

Sie wollen doch Ihre Apotheke verkaufen und trotzdem investieren Sie noch in ein Modell der Zukunft?

  • RH:  Es ist ja kein Modell nur für die Zukunft, sondern eines für die Gegenwart, aber mit Zukunftsperspektive. Wir Gesundheitsdienstleister leben hier bereits den Netzwerkgedanken, da ist die Plattform nur eine konsequente Fortführung. Seit 1991 leite ich die Markt-Apotheke in Bad Muskau und daher weiß ich, dass viele Menschen auf eine lokale Versorgung angewiesen sind. Die wohnortnahe Versorgung muss deshalb erhalten bleiben, übrigens auch weil eine Kurstadt ohne Apotheke völlig undenkbar ist. Außerdem möchte ich einem Nachfolger, der vielleicht meine Apotheke übernehmen will, eine gute Ausgangsposition bieten. Die Markt-Apotheke existiert seit gut 360 Jahren, diese Tradition möchte ich erhalten und in neue Hände legen. Das geht aber nur, wenn man mit der Zeit geht. Deshalb ist die Markt-Apotheke technisch auf dem neusten Stand – und sogar für das kommende eRezept vorbereitet. Nicht zuletzt: Eine funktionierende Apotheke ist auch für niedergelassene Ärzte wichtig, denn wenn Patienten wissen, dass es am Wohnort keine Apotheke gibt, ist die Versuchung groß, einen neuen Arzt aufzusuchen, der in Praxisnähe eine Apotheke hat.
     

Wie steht die Stadt Bad Muskau zu dem Konzept?

  • RH:  Die Stadt, die Ärzte und wir anderen Gesundheitsdienstleister ziehen da an einem Strang. Schließlich wollen wir alle unsere Kur- und Parkstadt stärken. Wir erhalten unter anderem von Bürgermeister Thomas Krahl Unterstützung und Zuspruch. So wurde uns beispielsweise von der Verwaltung erlaubt, das Stadtwappen für www.gesundes-bad-muskau.de zu nutzen. Über finanzielle Unterstützung, wie es die ja bereits für Berufsstarter bei Allgemeinmediziner gibt, muss noch weiter mit den Stadträten verhandelt bzw. Förderprogramme genauer unter die Lupe genommen werden, um das finanzielle Risiko für die neue Kollegin oder den neuen Kollegen zu minimieren.
     

Günter Müller

Strategieberater Gesundheitswesen
Expertenteam Versorgung

Quelle: Galeria Vital® Gesundheits und Marketingagentur